Stolpe-Entscheidung
Aus Buskeismus
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Definition
Die Stolpe-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts besagt, dass bei Mehrdeutigkeit einer Aussage die Deutung des Betroffenen für einen Unterlassungsanspruch ausschlaggebend ist, weil in Zukunft angeblich eindeutig formuliert werden kann.
Stolpe-Fall
Diese im Oktober 2005 von Manfred Stolpe - einem einflussreichen Akteur der DDR-, welcher unstrittig Kontakte zu der Staatssicherheit mit Wissen seiner Mandanten und der Kirchenleitung hielt, - erreichte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ermöglicht theoretisch jedes beliebige Verbot von Äußerungen, welche eine andere Formulierung erlauben.
[1] Verboten wurde damals die Äußerung des CDU-Politikers und Anwalts Lehmann-Braun: "Die Tatsache, dass Herr Stolpe, wie wir alle wissen, IM-Sekretär, über 20 Jahre im Dienste des Staatssicherheitsdienstes tätig, dass der die Chance erhält, 1999 hier in Berlin, auch über Berlin Ministerpräsident zu werden, d.h. dass ich sein Landeskind werde, zusammen mit anderen, das verursacht mir doch erhebliche Kopfschmerzen."
Unstrittig ist, dass es eine Akte IM-Sekretär gab, welche Stolpe zuzuordnen war. Es gibt jedoch kein bekanntes Dokument, welches Manfred Stolpe als IM der Staatssicherheit mit seiner Unterschrift versehen ausweist. Herr Lehmann-Braun hat auch nicht behauptet, dass Herr Manfred Stolpe IM der Staatsicherheit gewesen war.
Das soll an dieser Stelle ebenfalls nicht behauptet werden, schon allein deswegen, weil man das nach den Grundsätzen der deutschen Rechtsprechung nicht beweisen kann.
Kritik
Jedem Naturwissenschaftler ist bekannt, dass es keine eindeutigen Aussagen gibt.
Die Stolpe-Entscheidung ist die größte Bedrohung der Meinungsfreiheit seit Geltung des Grundgesetzes. Jede Äußerung, die irgendwie interpretierbar ist oder auf Irrtümern oder nicht vom Äußernden beweisbaren Tatsachen beruht, ist nunmehr illegal und kann verboten werden. Es ist nunmehr unmöglich geworden, eine Annahme, einen Verdacht oder eine These zu äußern, wenn sich ein kritisierter Gegner einen Medienanwalt leisten kann.
Die Stolpe-Entscheidung wird immer dann von Anwälten und Gerichten herangezogen, wenn ihnen die anderen Argumente für ein Verbot ausgehen.
Die Stolpe-Entscheidung ist praktisch ein Sieg der DDR-Seilschaften über den deutschen Rechtsstaat. Es ist ein bedeutender Schrift zum Abbau des Rechtsstaates mit rechtsstaatlichen Mitteln.
Einzelaspekte
Die Zulässigkeit die Deutung des Betroffenen als Grundlage für Gerichtsentscheidungen ist dogmatisch nicht haltbar.
Offensichtlich ist das, wenn es um fremdsprachige Internet-Veröffenlichungen geht. Die Richter müssen sich auf Übersetzer und Dolmetscher verlassen. D.h. auf Fachleute, Gutachter. In Äußerungsprozessen werden jedoch - was die Deutung der deutschen Sprache betrifft - keine Gutachter hinzugezogen. Dürfen wohl auch nicht hinzugezogen werden. Allein die Richter en entscheiden frei und unabhängig.
Beispiele für die Absurdität der Stolpe-Entscheidung
- HansOLG 18.09.07 7 U 31/07 (324 O 322/06) Prominentenanwalt Prof. Prinz gegen des Focus-Verlag: "Die Kosten sind geblieben".